Foto eines Buchs mit Aufschrift Euro auf der ein Goldbarren liegt (Wolfgang Britzl - CC-BY-SA)
Foto eines Buchs mit Aufschrift Euro auf der ein Goldbarren liegt (Wolfgang Britzl - CC-BY-SA)

Meine Gier nach neuen Erkenntnissen und neuen Entwicklungen in Bezug auf die europäische Schuldenkrise ist weiterhin ungestillt. Mein erster Kommentar zu diesem Thema liegt nun schon eine Weile zurück und seither hat sich wenig getan.

Erneut hat sich der Euro-Kritiker, aber Europa-Befürworter (ganz wichtig, denn man möchte sich von Sarrazin und ähnlichen Spinnern distanzieren) Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Starbatty mit einem Buch, und erstmals mit der Gründung einer Partei namens „Wahlalternative 2013“, in die Debatte eingeschaltet.

Zur Vorstellung von „Tatort Euro“ veranstalteten der Europaverlag und Starbatty ein Pressegespräch im „Bayerischen Hof“, und ich begab mich unter die Zuhörer.

Am Eingangsbereich musste ich mein Lachen zurückhalten, denn obwohl mir natürlich das Untergangsszenario-Potential dieser Veranstaltung bewusst war, wurde mir ein Exemplar des Buches und ein 1 kg-Kupferbarren in die Hand gedrückt. Mit den Worten: „Das ist zumindest eine sichere Anlage…“.

Ein bisschen schizo ist das ja schon… Ich möchte nicht wissen, wie viel das Event im Fürstenzimmer des „Bayerischen Hofs“ samt den leckeren Bagels und Sekt gekostet hat… Aber egal, die Krise steht vor der Tür, einmal noch den Wanst vollschlagen und dann drei Tage länger mit meinem neuen Kupferbarren überleben, bevor mir Portugiesen, Spanier und Griechen mit einer Machete „CSU“ in die Stirn ritzen und mich im Gefangenlager Klos putzen lassen.

Ich nahm also Platz und lauschte den Ausführungen Starbattys. Die Verfehlungen der Politik, das Fehlen von Eurobonds, der schlimme Trugschluss, die Krise wegsparen zu können, Montis Versagen in Italien. Alles gar nicht so falsch, dachte ich mir. Aber dann schimmerte die Absicht dieses ganzen Zirkus durch: Griechenland solle doch bitte aus der Euro-Zone austreten, denn das wäre besser als die Banken auszuzahlen. Griechenland könne dann abwerten und neue Geschäftsmodelle entwickeln, die es zurück in die Wettbewerbsfähigkeit brächten.

Hört sich super an, wieso hat diesen Vorschlag nicht schon jemand von diesen ganzen Brüssel-Wasserköpfen gemacht? Klare Antwort: Weil diese These Bullshit ist.

Tritt Griechenland aus der Euro-Zone aus, wertet es von heute auf morgen seine zukünftige Währung ab, und die Schulden der Griechen verschwinden genauso schnell wie die Guthaben unserer Sparer, deren Einlagen, darunter 90 Millionen Lebensversicherungen, von den Finanz-Instituten benutzt wurden, um griechische Staatsanleihen zu kaufen, wobei man bedenken muß, dass fast alle Anlageformen für Klein- u. Mittelsparer einen hohen Anteil von ca. 30% in Staatsanleihen halten müssen, – gesetzlich so vorgeschrieben, weil als mündelsicher bzw. risikoarm eingeschätzt im Vergleich zu Aktien, Kredite an Privat, Direktinvestitionen usw. Wir würden also nicht nur die Guthaben der Sparer auf einen Schlag verlieren, wir riskierten zusätzlich auch ein Zusammenbrechen unseres Finanzsystems, da die Banken, Lebensversicherer usw. voneinander abhängig sind. Natürlich kann man das bezweifeln und diskutieren, aber wer will es ernsthaft riskieren, wenn die Alternativen eine indirekte Vergemeinschaftung der Schulden und eine steuerbare Inflation sind?

Ich nicht, Herr Starbatty anscheinend schon. Inflationsangst scheint eben eine der unzählbaren, deutschen Neurosen zu sein.

Interessant war natürlich, dass die Diskussionsführer es sich nicht nehmen ließen, den Erfolg der Piratenpartei als direkte Folge der Euro-Krise zu sehen. Diese Clownpolitiker wollen wir hier nicht, war der Wortlaut.

Wer am Ende dieser Vorstellung der Clownpolitiker ist, möchte ich nicht bewerten, denn dazu fehlt meiner Partei die Wählerzustimmung. Aber ich möchte anmerken, dass ich nach der Diskussion ein Gespräch mit einer Journalistin des Manager-Magazins und ein weiteres mit einem Fotografen hatte und wir alle drei zu dem Schluss kamen: Diese Vorstellung war kalter Kaffee – teuer aufgewärmt. Mehr nicht.

Dann vielleicht doch lieber uns Clowns.

Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Wolfgang Britzl geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.

3 Kommentare zu “Kalter Kaffee…

  1. Hier der Artikel über das Theater im Manager-Magazin. Mit Hinweis auf die mehrmaligen Fragen aus dem Publikum zu Sparern und Rentnern im Absatz „Die Angst des kleinen Mannes“: http://www.manager-magazin.de/politik/deutschland/0,2828,887461,00.html

  2. Ralph Metzger

    Hallo Wolfgang,

    aus der Wahlinitiative 2013 ist mitlerweile die „Alternative für Deutschland“ geworden. Und heute gab es sogar in der Bild ein Verhör.

    http://www.bild.de/geld/wirtschaft/euro-krise/bernd-lucke-im-bild-interview-29492328.bild.html

    Ich hoffe, Deine Gier nach Erkenntnissen zur Eurokrise damit etwas gedeckt zu haben. Seit der Italien – Wahl sollte man eigentlich wissen, — lache nie über Qlowns —.

    Beste Grüße Ralph

  3. Herr Britzel,
    sie werfen diesen Wahlalternative-Menschen vor die Inflationsangst zu schüren und schüren selbst die Angst der Menschen; Zitat „Wir würden also nicht nur die Guthaben der Sparer auf einen Schlag verlieren, wir riskierten zusätzlich auch ein Zusammenbrechen unseres Finanzsystems, da …“
    1. Die Menschen, die am meisten unter der Krise leiden haben keine Ersparnisse! Die würden durch eine Abwertung nichts verlieren.
    2. Was ist bitte „unser Finanzsystem“? So etwas existiert vielleicht in den Köpfen von BWL-Studenten…
    3. Glauben Sie wirklich die Banken leiden gerade? Gut. Das ist genau das was Sie denken sollen.

    Ihr Beitrag ist einer CSU-Website würdig. Die würden Ihren Schlussfolgerungen nicht zustimmen, aber von Ihrer Panikmache und ihrer angepassten Denkweise wären die bestimmt begeistert…

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