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Gamechanger: Neutrale Plattform statt Frauenquote

Mirimcfly - CC-BY
Mirimcfly - CC-BY

Während die anderen Parteien sich an Tagespolitik abarbeiten, haben die Piraten die Zeit auf dem Landesparteitag in Unterhaching dazu genutzt, den Ruf als Utopiepartei auszubauen und darüber zu diskutieren, wie wir Geschlechtergerechtigkeit in unserer Gesellschaft erreichen können.

Einer der am kontroversesten diskutierten Anträge auf dem Landesparteitag 2013.1 zu diesem Thema war der Antrag mit dem sperrigen Titel „Gamechanger: Neutrale gesellschaftliche Plattform“. Dieser Antrag, mit knapper Mehrheit von der Versammlung beschlossen, lehnt die Frauenquote ab. Warum? Ganz einfach, sie geht uns nicht weit genug. Die Quote ist für uns ein von oben auferlegtes Instrument, das darauf abzielt, dass die damit geförderten Frauen ein ähnliches Seilschafts- und Machterhaltungsverhalten an den Tag legen wie dominante Männer, und das langfristig nicht zu echter Geschlechtergerechtigkeit führen kann. Die Piratenpartei als basisdemokratische Graswurzel-Bewegung kann mit solchen Instrumenten deshalb wenig anfangen.

Der Gamechanger-Antrag auf der anderen Seite zielt auf etwas Grundlegendes ab: nämlich das Aufbrechen von Strukturen einer immer noch patriarchal geprägten Gesellschaft. Aus dem Antrag:

Die Piratenpartei Bayern erkennt an, dass die heutige Gesellschaft immer noch eine bestimmte Art des gegenderten Verhaltens präferiert und dass diese Präferenz Menschen diskriminiert, die diesem Status Quo nicht entsprechen. Die Piratenpartei Bayern setzt sich für die Dekonstruktion dieser archaischen Präferenz ein, um Geschlechtergerechtigkeit in allen Belangen, seien sie familiär, wirtschaftlich oder politisch, herzustellen. Dieses gesellschaftliche Umdenken fordert eine neutrale Plattform, auf dessen Grundlage sich alle Menschen anhand ihrer vielfältigen und mitnichten binären Geschlechter- und sozialen Rollenbilder frei entfalten können.

Die Etablierung einer neutralen gesellschaftlichen Plattform ohne gegenderte Verhaltenspräferenzen ist ähnlich wegweisend wie die Piratenidee des bedingungslosen Grundeinkommens oder der gelebten Basisdemokratie. Der Antrag skizziert, dass wir in einer gerechten und freien Gesellschaft leben wollen:

Solange autoritäre und von Wettbewerbsgedanken geprägte Diskurse, Arbeits- und Verhaltensweisen das öffentliche Leben prägen, haben alle Menschen einen Nachteil, die sich dieser Methoden und Verhaltensweisen nicht bedienen können oder wollen. Es ist erklärtes Ziel der Piratenpartei Bayern, eine Gesellschaft zu bauen die keinen normierten Menschen benötigt.

Die Piraten in Bayern sprechen sich also für eine Konsensgesellschaft aus, für das Aufbrechen dominanter Machtdiskurse und für die Herstellung echter Geschlechtergerechtigkeit, die nicht von oben, sondern von unten kommt.

Eine Erläuterung unter anderem des Gamechanger-Antrags kann man im Freibeuterhafen nachhören.

Symbolfoto: MirimcflyCC-BY

2 Kommentare zu “Gamechanger: Neutrale Plattform statt Frauenquote

  1. Ich hänge mich mehr und mehr an dem Wort Konsensgesellschaft auf – die Piraten sind einmal für eine pluralistische Gesellschaft angetreten – Konsens steht in der politischen Lehre nunmal dem Pluralismus (der Meinungsvielfalt) entgegen. Das freie Denken des Menschen muss auch das Recht zum Dissens beinhalten. Eine Veränderung der Gesellschaft hin zum Konsens steht dem Wesen der Individualität entgegen.

    Ich will keine Konsensgesellschaft – ich will und fordere eine tolerante pluralistische Gesellschaft

    „In der politischen Theorie ist der Konsens ein zentrales Thema der Identitätstheorie: Sie meint Vorstellungen, die Dissens und Vielfalt in einer Gesellschaft als störend beschreiben. Solche Vorstellungen finden sich u. a. bei Platon, Jean-Jacques Rousseau („volonté générale“), Karl Marx oder Carl Schmitt. Demgegenüber steht die Pluralismustheorie − z. B. Ernst Fraenkel und Hannah Arendt − mit ihren Vorläufern von Aristoteles über John Locke („agree to disagree“) bis hin z. B. zu Immanuel Kant.“
    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Konsens

  2. Richard Wachtveitl

    Meine Herren und Damen, Ihr habts einen überstudierten Krampf i m Kopf. Bemüht Euch um volksnahe Programme und nicht um Konnens. Diese hirnrissigen Plattidüden locken keine Bürger hinter den Ofen hervor, siehe Niedersachsen.

    Gruß Richard

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