Der 16. April 2013 ist ein froher Tag für die bayerische Kunst und Kultur. Am 16. April 2013 nämlich darf der Wissenschafts- und Kunstminister Wolfgang Heubisch der Onlineschaltung des Internet-Portals „bavarikon“ beiwohnen. Wer noch nie von der Entwicklung dieses Portals gehört hat, dem geht es wie uns allen: Das Portal ist ein Schnellschuß aus Seehofers Wahlkampfgeschenkesackerl: ein bisschen Digitalisierung, um sich ein bisschen modern zu geben.
„Bavarikon“ ist als zentrale Plattform für bayerisches Kulturgut gedacht. Museen, Bibliotheken und andere Institutionen arbeiten zusammen an einer lückenlosen Sammlung von Digitalisaten, die allen Interessenten zum Download, zur Ansicht und zum Reinzoomen zur Verfügung stehen soll. Anders als bei der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) sollen die Digitalisate direkt auf den Servern der Bayerischen Staatsbibliothek gehostet werden.
Und damit kommen wir auch zum eigentlich spannendsten Teil dieses Projektes: den Lizenzen. Die Rechte an Texten und Bildern, so informiert uns die Seite, bleiben bei den Institutionen, von denen sie stammen. Nun handelt es sich bei sämtlichen Objekten, die bavarikon ausstellt, um gemeinfreie Werke, die in vom Steuerzahler bezahlten Institutionen liegen und die mit Steuergeldern digitalisiert wurden. Eine durchgehende Creative Commons-Lizenz sucht man dennoch vergeblich. Angeblich, so hört man, weil die Institutionen Angst um ihre Einnahmen aus den Bild- und Textabdrucken haben. Wait, what? Zum Einen ist es auch mit Creative Commons möglich, Bilder und Texte vor der kommerziellen Nutzung durch Dritte zu schützen. Zum Anderen ist die Fotografie eines Gemäldes oder die Digitalisierung eines Textes nicht unbedingt das, was wir unter künstlerischer Schöpfungshöhe verstehen. Die Texte und Bilder selbst sind gemeinfrei – sollten es dann nicht auch die Digitalisate sein?
Bayern ist ein selbsterklärter Kulturstaat. Das bayerische Kulturgut gehört uns allen; freie Lizenzen sind der einzig sinnvolle Weg, diesen Anspruch zu verwirklichen.
Die Digitalisierung birgt gigantische Chancen, und es obliegt unserer Verantwortung, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich möchte daher an die Bayerische Staatsbibliothek und die Verantwortlichen des Projektes bavarikon appellieren, sich der Debatte um offene Lizenzen zu stellen und die Inhalte auch offiziell an die Bevölkerung freizugeben. Redet mit uns. Redet miteinander. Und legt die bayerische Kultur in unser aller Hände. Wo sie hingehört.
Foto: Josef Türk Reit – CC-BY-NC-SA
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Tina Lorenz geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
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