Gerade einen tollen Rant gefunden (via netzpolitik, thx), wie Fansubs von Animes das Kulturverständnis einer neuen Generation darstellen.
Ich bin seit etwa 13 Jahren Anime-Fan, zeitweise mindestens so intensiv wie ich heute Pirat bin. Ich muss sagen ich finde das Beispiel so gut, dass ich es einfach nochmal „platt treten“ muss.
Fansubber sind Gruppen von (wer hätte das gedacht ^^) Fans, die für andere Fans Anime-Serien mit Untertiteln in verschiedener Sprache versehen. Früher bestand Fansubbing hauptsächlich aus Tauschzirkeln, in denen man sich irgendwann mal die x-te Kopie einer Kopie einer VHS-Kassette besorgt hat. Mit dem Durchbruch zum breitbandigen Internet aber, kamen völlig neue Möglichkeiten auf. Nicht nur konnte man die verschiedenen Aufgaben auf Gruppenmitglieder verteilen, die über die ganze Welt verstreut sind, auch hatte man nun einen Distributionskanal der tausende von Interessierten erreichen konnte.
De facto ist Fansubbing natürlich eine Urheberrechtsverletzung. Aber gerade die Unternehmen, die einen, doch noch recht nieschenhaften, Markt, wie Animes bedienen wollen, wissen im Gegensatz zu den großen Hollywood-Studios und Musiklabels, dass man es sich mit seinen Kunden nicht verscherzen sollte. Deshalb gibt es gibt so eine Art „Codex“ an den sich die meisten Fansubber halten: Alles darf so lange gesubbed werden bis es im entsprechenden Land bzw. in der entsprechenden Sprache lizensiert wurde.
Bis heute halten sich viele Gruppen an diesen Codex. Doch einige, grade recht erfolgreiche Gruppen subben auch lizensierte Sachen. Der Grund ist einfach: Die Nachfrage nach Fansubs ist auch nach der Lizensierung ungebrochen. Die Content-Industrie würde nun sagen, es liegt natürlich ausschließlich am Preis, sprich daran dass die Fansubs kostenlos sind. Ich aber sage: Es gibt Fans, die würden Geld für ein Fansub hinlegen, aber nicht für eine kommerzielle Version. Denn während sich die kommerziellen Labels mit komplexen Linzierungen selbst knebeln, nutzen die Fansubber ihre Freiheit und richten ihr Produkt komplett auf ihr Zielpublikum aus:
- Sie nutzen das Web als Distributionskanal. Während es die Musikbranche so langsam schafft Plattformen für einen Erwerb von Musik ohne DRM-Gängelung zu schaffen, steckt die visuelle Branche hier noch in de Kinderschuhen. Fansubber füllen dieses Loch. Und dank Torrent-Technoligie, sparen sie sich obendrein eine Menge Traffic.
- Die Übersetzungen sind von einer deutlich höhren Qualität. So lassen Fansubber viele japanische Begriffe unübersetzt und versehen sie lediglich mit einer Erläuterung. Das kommt vielleicht im Mainstream nicht so gut an, aber bei den eingefleischten Fans dafür umso mehr.
- Und das wichtigste: Sie sind schnell! Während Monate, ja z.T. Jahre vergehen, bis ein es eine Anime-Serie lizensiert von Japan nach Deutschland schafft (Dragon Ball Z anyone?), gibt es Fansubs einer Folge bereits innerhalb von Tagen, wenn nicht sogar Stunden nach der Erstausstrahlung in Japan.
Insbesondere auf den letzten Punkt will ich nochmal eingehen. Hier sieht man sehr schön die Zäsur im Medienkonsum der Generationen. Unsere Elterngeneration konsumiert Medien durch passiv berieseln lassen. Deshalb haben die Vorabendkrimis auf ARD und ZDF auch eher seichten Charakter. Die neue Generation konsumiert Medien mit allem drum und dran. Die älteren in meiner Familie wundern sich immer, wie ich mir witzige Szenen in Filmen merken kann und sie immer wieder zitiere.
Ein Extrem dieser neuen Form des Medienkonsums sind Anime-Serien. Die Community konsumiert hier nicht nur, sie reflektiert. Es gibt Fanart, Fanfiction, Diskussionrunden zu einzelnen Serien, Fansubs, Cons und noch vieles mehr. Insbesondere ist das Problem, dass da z.T. richtiges Tempo drin steckt. Es wird auch schonmal eine ganze Zeit lang über die neue Folge einer bestimmten Serie diskutiert. Wenn ich in so einer Runde sitze und die neue Folge nicht gesehen hab, dann bin ich zum passiven zuhören verdammt und genau das will ich meist nicht. Wenn ich also Teil dieser Runde sein will, dann muss ich mir vorher eine halbe Stunde Zeit nehmen um die Folge zu sehen. Und das ohne Hürden wie Sprache, leere DVD-Regale, lange Bestellzeiten oder finanzielle Engpässe. Und genau in diese Lücke springen Fansubs.
Ist die kommerzielle Verbreitung damit tot? Das es mitnichten so ist, zeigen die Pioniere, allen voran das Videoportal Crunchyroll. Hier gibt es viele Serien lizensiert, mit kurzer Wartezeit (eine Woche für die Gratis-Variante, 1 Stunde für Abonnenten). Zwar nutzen die dort immer noch schlechte Mainstream-Übersetzungen, aber der Weg ist der richtige.
Solche Pioniere gibt es übrigens auch bei Serien die in den USA produziert werden. Soutparkstudios.com ist hier das beste Beispiel. Das Videoportal Hulu könnte dem mit Erfolgsserien wie den „Simpsons“, „Lost“ oder „House M.D.“ noch eins draufsetzen, wenn man sich dort endlich von der bescheurten Idee einer geographischen Segmentierung des Webs verabschieden würde.
Hinweis: Blogeinträge spiegeln lediglich die Meinung des Verfassers wieder und sind nicht zwingend Meinung der Piratenpartei.
0 Kommentare zu “Fansubs: Kultur in einer neue Generation”