Heute tritt der Landtag zum ersten Mal in dieser Legislaturperiode zusammen und diskutiert über politische Anträge. Und wieder einmal thematisieren die Freien Wähler ihre Vorstellungen einer gerechten Schule.
Dies ist keine Forderung nach einer Schule, die sich den Schülern anpasst. Nein, die Freien Wähler wollen das System grundlegend beibehalten, sie wollen das System nur noch mehr verkomplizieren und unübersichtlicher machen:
Es soll dann Gymnasien geben, die das Abitur in neun Jahren anbieten. Andere weiterhin in acht. Andere beides. Zu dieser einfachen, populistischen Antwort haben die Freien Wähler zwar bereits ein Volksbegehren gestartet, aber anscheinend möchten sie dann doch nicht auf die Unterschriften warten.
Der Vorschlag selbst bringt uns leider immer noch nicht weiter. Anstatt in drei werden die Schüler dann in vier feste Leistungsklassen eingeteilt. Und wir führen de facto eine vierte Schulform ein – mit grotesken Effekten: Was soll passieren, wenn ein G9-Schüler umzieht in einen Landstrich, in dem es nur G8-Gymnasien gibt? Was ist, wenn ich auf ein musisches G8-Gymnasium gehen möchte, in meiner Schule aber gerade dieses auf G9 umgestellt wurde?
Eine Einteilung von Schülern in feste Leistungsklassen, in der sie dann fast ein Jahrzehnt verbleiben müssen, wird den individuellen Bedürfnissen der Schüler nicht gerecht und sorgt entweder für Langeweile oder Leistungsdruck. Je nach Leistungsfähigkeit des Einzelnen.
Wir brauchen keinen weiteren Schnellschuss von Bildungsreform, sondern ein gänzlich neues Schulsystem, das jeden Schüler mitnimmt. Und dieses neue Schulsystem muss mit Bedacht und in langsamen Schritten eingeführt werden.
Symbolbild von 4freephotos unter der CC-BY
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Benjamin Stöcker geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
Sinnvoll wäre es gewesen, Sitzenbleibern den Wechsel von G9 nach G8 zu ersparen. Es wäre machbar gewesen, auch wenn man dafür die Sitzenbleiber zum Schulwechsel hätte zwingen müssen. Leider ist es dafür jetzt zu spät, die Betroffenen haben alle längst ihr Abitur (oder auch nicht).
Ich bin der Meinung, dass wir dringend ein flexibleres Schulsystem brauchen. Eines, bei dem sich das Lerntempo den Bedürfnissen des Schülers anpasst und nicht der Schüler sich dem unsinnigen Lerntempo der Schule anpassen muss. Insbesondere muss auch das Lerntempo der verschiedenen Fächer voneinander entkoppelt werden.
Es kann nicht angehen, dass ein Schüler, der etwa in Physik und Mathe durchfällt, auf einmal auch Deutsch und Geschichte wiederholen muss.
Manche Leute werden mir zwar an dieser Stelle wiedersprechen, und der Meinung sein, dass man nur die Schwächen eines Schülers fördern müsste, nicht aber die Stärken. Und außerdem wäre es ja unmöglich, dass ein Schüler, der in Mathe 8 durchgefallen ist, Geschichte 8 dagegen bestanden hat. Nein, sowas geht nicht. Und außerdem baut Mathe 9 ja auf Geschichte 8 auf. Man kann die quadratische Ergänzung nicht verstehen, wenn man sich nicht vorher mit dem 1. Weltkrieg beschäftigt hat.
Das ist aber Unfug! Wieso soll ein Schüler, der in Mathe 8 durchfällt, deshalb Geschichte 8 wiederholen müssen?
Also bitte entkoppelt die Fächer beim Sitzenbleiben. Das gekoppelte Sitzenbleiben ist Unfug. Und allzu schwer sollte das auch nicht sein – ein entkoppeltes Sitzenbleiben wäre sogar ohne neue Lehrpläne und ohne neue Leerbücher machbar.
Und dann schafft bitte die Noten im Schulsport ab. Damit werden nur diejenigen Benachteiligt, die nicht so kräftig gebaut sind und dann mit knapper Not auf die 4 oder 5 kommen.