Mit Häppchen und warmen Worten will die Staatsregierung die Ansiedlung weiterer internationaler IT-Unternehmen in Bayern fördern.
Laptop und Lederhosen war gestern, heute leben wir vernetzt in der digitalen Welt des Internets. Ich begrüße, dass das Wirtschaftsministerium das Scheitern beim Breitbandausbau eingesteht und hier nachbessern will, allerdings sollten sie aus den bisher gemachten Fehlern auch lernen. Und zu guten Rahmenbedingen gehört eben nicht nur die Ausstattung mit Breitband-Internet.
Seit Jahren verhallen die Rufe der bayerischen Unternehmen nach Fachkräften bei der Staatsregierung ungehört. Wer ausländische Investoren und Unternehmen, aber auch Arbeitnehmer nach Bayern holen will, muss auch Rahmenbedingen schaffen, damit sich Migranten willkommen fühlen. Menschen sind keine Maschinen, denen es genügt, wenn man ihnen einen sauberen Platz zuweist.
Deutschland und Bayern ist ein Einwanderungsland, dass sollte die Staatsregierung endlich akzeptieren. Mit ihrer Verweigerungshaltung werden Spitzenkräfte abgeschreckt, nach Deutschland einzuwandern. Wir müssen andere Kulturen als Chance begreifen und nicht als Bedrohung, wenn wir Unternehmen für Bayern gewinnen wollen.
Das Geld, das die Staatsregierung in Marketingmaßnahmen stecken will, wäre in Infrastrukturprojekten der bayerischen Kommunen besser aufgehoben. Weiche Standortfaktoren gewinnen in einer vernetzten Welt zunehmend an Bedeutung, um Mitarbeiter für potenzielle Unternehmen zu gewinnen.
Hier gilt es, attraktiv für Arbeitnehmer zu bleiben, d.h. Kommunen müssen eine ausreichende Zahl guter und kostenfreier Betreuungs- und Bildungseinrichtungen für Kinder und Schüler bieten. Wir sollten auch nicht vergessen, dass die Museen, Theater, Jugend- und anderen Freizeiteinrichtungen der bayerischen Kommunen im Wettbewerb mit der nationalen und internationalen Konkurrenz stehen.
Das alles kostet Geld, das die Kommunen nicht haben. Kunst, Kultur, soziale Standards und Bildung sind ebenso wichtig wie eine gute Infrastruktur und spielen damit eine wesentliche Rolle bei der Ansiedlung von Unternehmen und bei der Investition in Standorte.
Zu Steigerung der Attraktivität der Kommunen steht aber in den fünf (!) Zeilen der 11. Leuchtgrube rein gar nichts und zeugt davon, dass weder Staatsregierung noch das Wirtschaftsministerium einen Plan haben, welche Faktoren bei der Unternehmensansiedlung eine entscheidende Rolle spielen.
Die Rahmenbedingungen müssen sich in ganz Bayern verbessern, nicht nur in den Metropolregionen München und Nürnberg. Für Unternehmen muss es genauso attraktiv werden, sich in Regensburg, Augsburg oder Passau und deren Umland anzusiedeln.
Das alles ist nicht einfach und bei Weitem mit mehr Arbeit verbunden als Reisen zu Kongressen und Akquiseveranstaltungen mit bunten Häppchen.
Diese Arbeit scheut man aber offenbar im Wirtschaftsministerium.
Foto: Grabräuber84 – CC-BY-SA
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von David Krcek geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
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