Es läuft tatsächlich einiges anders bei der sechststärksten Partei Deutschlands – so auch beim Bezirksparteitag des Bezirksverbandes Oberbayern der Piratenpartei.
Hier gibt es ganze Reihen, in denen sich Rechner an Rechner reiht und Limonade an Limonade. „Ubuntu!“ sagen einem die Piraten beider Geschlechter, die vor diesen Rechnern sitzen. Das ist kein neuer Kampfschrei, sondern eine Version des beliebten alternativen Betriebssystems Linux. Manche Piraten lernen sich erst hier persönlich kennen, nachdem man monatelang online miteinander kommuniziert hatte.
Das Catering im Tagungsraum besteht aus „Club Mate“ und gegen Abend Süßigkeiten. Die Gespräche direkt vor Beginn des Parteitags drehen sich darum, wie man Zugang zum Internet bekommt, wer diesen organisiert und wer bereits online ist. Mehrfachsteckdosen haben die Piraten in Mengen mitgebracht. Schließlich haben die meisten ein Note- oder Netbook dabei.
Insgesamt haben sich mehr als 80 Piraten sowie einige Gäste eingefunden. Im Laufe der Veranstaltung steigt die Zahl auch noch an, als neue Mitglieder beitreten wollen und prompt aufgenommen werden. „Das passt zu unseren Erwartungen“ sagt Alexander Philipp, ehemaliger und erneut gewählter Vorstandsvorsitzender des Bezirksverbandes, „es kommen immer ca. 10% der Mitglieder zu einem Parteitag“. Im Bezirk Oberbayern gibt es immerhin über 900 Mitglieder. „Es wären ein paar mehr geworden“, fügt er hinzu, „aber ein paar haben sich nach Fürth verirrt.“ In Fürth findet am 10. April der außerordentliche Landesparteitag Bayerns statt.
Große Überraschungen bringt der Bezirksparteitag indes nicht. Es werden einige Änderungen der Satzung beschlossen, die teils nur Tipp- und Grammatikfehler, teils aber auch die rechtliche Sauberkeit verbessern. Nur wenige Themen werden kontrovers diskutiert, was auch daran liegt, dass die Piraten diese Anträge im Voraus auf der Webseite der Partei durchlesen und diskutieren konnten.
Außerdem konnten sich Interessierte dort über die Kandidaten zum Vorstand informieren (einige sind aktive Blogger, die meisten haben einen Fragenkatalog vorab in ihren Profilen beantwortet). Trotzdem werden den Kandidaten wichtige Fragen gestellt. Einige Zuschauer interessiert dabei zum Beispiel, ob die Kandidaten genug Freizeit hätten, die sie dem Amt und der Partei widmen könnten – es gibt nun Mal unter den Piraten keinen, der von Beruf Politiker wäre. Eine weitere wichtige Frage ist vielen die persönliche Position gegenüber Rechts- und Linksextremismus, beides von den Piraten verpönte Einstellungen.
In Ihren Ämtern bestätigt wurden der erste Vorsitzende Alexander Philipp, Schatzmeister Franz Rauchfuss und Beisitzer Maximilian Weißl. Mit deren Arbeit in der vergangenen Amtszeit waren die oberbayerischen Piraten offensichtlich hochzufrieden.
Neu in den Vorstand wurden als stellvertretender Vorsitzender Martin Krauß aus München und als Beisitzer Andreas Witte aus Holzkirchen gewählt.
Am Ende des leicht verlängerten Parteitages – man überzog nach Abstimmung um eine Stunde, was manchen zu Aussagen wie „Ich habe nur noch Müsli im Kopf“ veranlasste – stehen ein neuer Vorstand, der teils dem bisherigen entspricht, eine verbesserte Satzung, und mehrere leere Kästen „Club Mate“.
„Dank der sorgfältigen Vorbereitung und der guten Stimmung kamen wir gut voran und hatten eine sehr konstruktive Veranstaltung“, bestätigte dann auch Alexander Philipp,
„Ja, es war ein erfolgreicher Parteitag!“
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