Nach dem Erfolg des Volksbegehrens gegen Studiengebühren haben die Freien Wähler Blut geleckt und überlegen bereits, ein weiteres Volksbegehren zu starten. Ziel diesmal: Wahlfreiheit für Schüler zwischen dem acht- und neunjährigen Gymnasium (G8/G9).
Wie das im Detail funktionieren soll, erklären die Freien Wähler nicht. Muss auch nicht sein, denn den Freien Wählern geht es nicht vorrangig um die Sache. Sie wollen vielmehr das Mittel „Volksbegehren“ dazu nutzen, um populistisch Wahlkampf zu betreiben.
Dabei wäre eine Reform des Schulbetriebes dringend nötig! Wir müssen weg vom historischen dreigliedrigen Schulsystem; wir müssen vielmehr zu einem Schulsystem mit flüssiger Schullaufbahn finden.
Wir wollen eine Institution Schule, die auf die Schüler individuell eingehen kann und die flexibel auf individuelle Leistungsschwankungen reagiert. Kurz: Wir brauchen ein Schulsystem ohne Sitzenbleiben und ohne sozialen Bildungsdruck!
Die Konzepte dazu sind bereits alle da. Und selbst die CSU führt diese ja schon in einzelnen Bereichen – Stichwort flexible Grundschule – ein.
Diese ersten zarten Schritte gilt es zu einer Schulreform aus einem Guss zusammenzuführen: einer Reform, die endlich Schluss macht mit dem Wirr-Warr der verschiedenen Schulformen; einer Reform, die den Weg frei macht für ein Konzept unterschiedlicher und flexibler (Lern-)Geschwindigkeiten.
So eine Schulreform kann aber nur funktionieren, wenn man sie mit Ruhe anpackt und dabei alle Parteien und Verbände an einen Tisch holt. Dieser Wahlkampf soll nicht auf dem Rücken von bayerischen Kindern und Jugendlichen geführt werden, auch wenn die Freien Wähler genau das anstreben. Eine Schulreform braucht Zeit und zwar mehr Zeit als nur eine Legislaturperiode. Hau-Ruck-Aktionen wie bei der Einführung des G8 sind sinnlos, wenn sie ohne langfristiges Konzept gemacht werden.
Ich hätte nichts gegen ein Volksbegehren als Richtungsentscheid über die Schulpolitik der Zukunft. Dabei sollten allerdings nicht populistische Forderungen aufs Tablett, sondern gleich über das große Ganze entschieden werden.
Leider ist das Instrument Volksbegehren für solche grundlegenden Entscheidungen nicht gedacht, sondern nur für konkrete Gesetzesvorhaben. Vielleicht wäre ein Volksbegehren zum Ändern von Volksbegehren daher im ersten Schritt sinnvoller.
Symbolfoto: Kurt Forstner – Gemeinfrei
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Benjamin Stöcker geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
Das Schulsystem, das es schon im Jahr 1990 gab, war in Ordnung. Wichtig ist, die gesamte Wirtschaft zu verändern. Mehr dazu auf meinem Blog (bitte auf meinen Nick klicken).
Ahoi Benjamnin,
danke für Deinen Artikel. Leider sieht es bei ums Piraten schlecht in der Richtung der Abschaffung des G8 aus. Wir haben auf dem Landesparteitag 2013.1 in Unterhaching im Positiospapaiper P007 das Modul 5 mit der Abschaffung des G8 abgelehnt. Ansätze des eigenen Wahlprogramms der Piraten sind so rudimentär, um mal das Wort kleinbürgerlich zu vermeiden, dass man damit keinen Staat machen kann. Insbesondere die Beibehaltung der Schulpflicht sagt ja, dass das Schulsystem weiter so schlecht bleiben soll, dass man alle nur mit Staatszwang dorthin schicken kann. Wie man für eine Legalisierung von Drogen sein kann und gleichzeitig Jugendliche für 1 Woche ins Gefängnis schickt, weil sei nicht in die Schule gehen ist mir noch erklärungsbedürftig. Und wenn andersdenkende Schüler in die Psychiatrie geschickt werden, wie es fast täglich den öffentlichen Medien gebracht wird, lässt einen Fall Mollarth nicht mehr verwundern.
Die 3 geschilderten Verweise sind verfolgenswert. Flüssige Schullaufbahnen (1)eigentlich mit dem Abschaffen des Sitzenbleibens (2) sollten meines Ermessens nach nicht nach Lehrplanvorgaben erfolgen. Die flexible Grundschule ist ein Modellversuch, bei denen ich grundsätzlich skeptisch bin, da im Modell die Voraussetzungen so gelegt werden, dass das Modell funktioniert. Diese Vorgehensweise kann natürlich auch ein „verzweifelter“ Versuch der geforderten Inklusion sein.
In der von der Bayerischen Regierung vorgelegten und teilweise sehr konstruktien Ansätzen erkenne ich allerdings immer wieder den Versuch, ein Schulsystem auf Erfordernisse anzupassen. Das wird ein ständigen Hinterherlaufen nach aktuellen Stimmungen und Anforderungen bleiben. Meiner Auffassung nach kann nur eine für den einzelnen vor Ort durch die dort anwesenden Personen die aktuelle inhaltliche Beschullungssituation festgelegt werden.