Ich will tanzen, nur tanzen, lasst mich endlich tanzen, voll abgeh’n; ich will mich nur noch dreh’n!
House Rockerz ft. Unter Druck
Es ist zum Mäuse melken, Haare ausreißen – zum Verzweifeln. Eigentlich könnte man meinen, dass wir im Jahre 2013 und damit im Jahre 64 dieser Republik soweit sein müssten, dass ich tanzen darf, wann ich will.
Aber so einfach ist das nicht, vor allem nicht in Bayern. An ganzen neun Tagen im Jahr wird es mir einfach verboten. Weil ich respektvoll sein soll gegenüber anderen Religionen. Oder weil ich der Kriegstoten zu gedenken habe. Und das bitte alles auf die korrekte Art und Weise. Sein Leben zu leben, die Tatsache zu feiern, dass man noch am Leben ist, ist moralisch eben ganz und gar die falsche Art.
Gut, bald darf ich an diesen Tagen feiern. Bis zwei Uhr nachts. Zumindest wenn der Gesetzesantrag der Regierung durchgeht. Zwei Uhr nachts, das ist dann ungefähr die Zeit, in der es in einer Disko nachts so richtig anfängt, spaßig zu werden. Zwei Uhr nachts, das war zu meinen Diskozeiten der Zeitpunkt, an dem die Nacht eigentlich erst so richtig begann.
Der Treppenwitz ist, dass die FDP sich diesen „Kompromiss“ damit hat bezahlen lassen, dass Kommunen bald nicht nur Alkoholkonsumverbote, sondern auch Alkoholmitführverbote aussprechen dürfen. Im Gegenzug für sechs mal zwei Stunden Gerechtigkeit. Denn seien wir doch mal ehrlich: Welchen Trauernden, welchen Gläubigen störe ich denn, wenn ich mich um 3 Uhr nachts in der Disko in Extase tanze?
Genau – es stört wirklich niemanden. Stille Feiertage stehen für eine Moral des Zwanges anstatt des gegenseitigen Respekts. Natürlich kann ich verstehen, dass man an christlichen Feiertagen nicht direkt auf dem Kirchplatz feiert. Natürlich ist es am Volkstrauertag tabu, eine Party mitten am Tag direkt neben dem Friedhof zu feiern.
Aber im Gegenzug sollte man Menschen, die das Leben genießen wollen, ihr Leben feiern wollen, nicht verbieten, das immer dann zu tun, wenn sie niemanden damit stören. Man kann weder Trauer vorschreiben noch kann man Menschen vorschreiben, sich an die Regeln des Glaubens anderer zu halten.
So wirklich wird die Feiermeute dann um zwei Uhr nicht gehen wollen. Wenn sie überhaupt für so kurze Zeit rausgeht. Oder um es mit Laserkraft 3 D zu sagen:
Nein Mann, ich will noch nicht gehen. Ich will noch ein bisschen tanzen. Komm schon, Alter, ist doch noch nicht so spät. Lass uns noch ein bisschen tanzen.
Aber die FDP hat diesen Kuhhandel ja dringend gebraucht, um wenigstens so tun zu können als hätten sie etwas erreicht. Eine Trennung von Kirche und Tanztempel durchzusetzen wäre auch wirklich zu viel verlangt gewesen.
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Benjamin Stöcker geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
„Natürlich kann ich verstehen, dass man an christlichen Feiertagen nicht direkt auf dem Kirchplatz feiert.“
Ich muss dir widersprechen, denn Fakt ist, dass mitunter durchaus an christlichen Feiertagen direkt auf dem Kirchplatz gefeiert und getanzt wird – und zwar auch jetzt schon in Bayern – siehe dieses Video:
http://www.youtube.com/watch?v=IRaUnR1XtgQ
Da kann man eindeutig sehen, dass am Ostersonntag 2011 die Auferstehung Jesu von manchen Gläubigen mit einem Tanz gefeiert wurde – unter anderem auch vor der Lorenzkirche in Nürnberg.
Vor diesem Hintergrund ist das Tanzverbot an fröhlichen Feiertagen grober Unfug – insbesondere aus christlich-konservativer Sicht. Liebe CSU, ihr habt garkein Argument, das Tanzverbot an fröhlichen Feiertagen aufrecht zu erhalten, noch nicht einmal ein schlechtes!
Und was die traurigen Feiertage (Karfreitag und so) angeht – von mir aus kann man die auch freigeben. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es einer schafft, am Karfreitag jemanden durch Tanzen zu stören. Wenn das dennnoch auf Widerstand stößt, kann man ja als Kompromiss das Tanzverbot auf Tanz unter freiem Himmel an traurigen Feiertagen beschränken.
Wie sollten uns um die wirklichen und wichtigen Dinge kümmern und nicht unsere Kraft in sinnlose Kommentare vergeuden. Frohe Ostern!
Hardy
„Wenn das dennnoch auf Widerstand stößt, kann man ja als Kompromiss das Tanzverbot auf Tanz unter freiem Himmel an traurigen Feiertagen beschränken.“
Nein. Niemand hat mir aus SEINEN religiösen Gründen vorzuschreiben, wie ich zu leben habe. Veranstaltungen sind ja immerhin angekündigt, wer also keine Tanzenden draußen sehen will, muss da ja nicht hingehen.
Schmeiß ne Party bei dir zu Hause und tanz. Interessiert keine Sau. Nicht mal in Bayern.
Hat der Vorredner nicht bemerkt, dass der Ostersonntag kein gesetzlicher Feiertag ist und hier kein Tanzverbot gilt? Es herrscht eine Diskriminierung von Nicht Christen, was gesetzliche Feiertage betrifft. Es wäre an der Zeit, Andersgläubigen gesetzliche Feiertage zu gewähren. (Muslime, Hindus, Buddhisten, Sikhs, Atheisten, Agnostiker, Deisten etc.). Vielleicht kann man auf den demographischen Wandel innerhalb der Kirche zählen oder andererseits auf Einsicht in die Fehlbarkeit der mangelnden Trennung von Staat und Religion hoffen. Solange sich C-Politik jedoch als Ausläufer des Vatikan versteht und weiterhin gewählt wird, bleibt die Kirche im Dorf und der DJ geht früher schlafen.