„Schweinerei“ ruft Ilse Aigner und glänzt mit perfekt inszeniertem Aktionismus. In Sachen Ross und Rind fordert sie lückenlose Transparenz und Screening der Herkunft und des Inhaltes von Fleischprodukten.
Dabei lässt sie unter den Tisch fallen, dass die von Slowfood schon lange geforderte eindeutige Deklaration von Inhaltsstoffen gerade durch ihre Parteifreunde und die dazugehörige Produzentenlobby ständig ausgebremst wurde. Sie unterschlägt, dass die Subventionen der industriellen Fleisch- und Mastproduktion in Deutschland zu traurigen Rekorden geführt hat. Heute sind Fleischprodukte häufig billiger als Futtermittel. Das dies nur mit qualvoller Tierhaltung, unmenschlichen Transportwegen, externalisierten Umweltkosten und bedenklicher Über-Medikation machbar ist, sollte eigentlich den Fokus von der Debatte um Pferdefleisch auf den gesamten Industriekomplex ausweiten.
Das aber vermeidet Aigner tunlichst – zu eng sind die freundschaftlichen Bande in Bayern zu Hoeneß und der nationalen Fleischmafia von Tönnies bis Wiesenhof, deren Lohn- und Arbeitsbedingungen sich übrigens von den angeprangerten Bedingungen bei Amazon nur maginal unterscheiden.
Aigners kosmetische Korrekturvorschläge sind allesamt ungeeignet, denn Nahrungsmittelproduktion ist ein dezentrales europäisches Geschäft. In Ländern wie Rumänien werden z.B. zur Zeit besonders viele Pferde geschlachtet. Das ehemalige Verkehrsmittel Nummer 1 wird zunehmend durch Autos abgelöst – die Überproduktion landet im Schlachthof. Billiges Fleisch ist überall gefragt und wird Tausende von Kilometern weit transportiert. Schlachthöfe, können kaum so umfassend kontrolliert werden, wie es Frau Aigner jetzt fordert. Das kann sie übrigens nicht einmal für die eigenen Betriebe garantieren und will sie auch gar nicht. Noch abwegiger die Vorstellung Aigners, man könnte im Produktionsdickicht der Zulieferbetriebe von heute die produzierenden Betriebe von Fertiggerichten zu umfassender Transparenz bewegen.
Der Fleischskandal um Rind oder Pferd empört viele Verbraucher leider nicht zuerst wegen der Fragen zu den wirklichen Hintergründen einer Billig-Lasagne und genau darauf baut Aigner.
Für einen großen Teil der Menschen geht es um das Pferd, das einfach nicht zum Beuteschema passen mag. Die eigentliche Chance, endlich den Irrsinn, die großen Kreise der Ernährungskrise zu thematisieren, wird sträflich verpasst.
Symbolbild: Heather Hopkins – CC-BY-SA
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Bruno Kramm geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
Ich fordere eine Fleischtransaktionssteuer!
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