Wer den Präsidentschaftswahlkampf in den USA mitverfolgt hat, der hat bestimmt schon mal etwas von Super-PACs gehört. PAC steht für »Political Action Committee« und Super-PACs sind diejenigen davon, die unbegrenzt im Geheimen Spendengelder sammeln dürfen, weil sie von Kandidaten unabhängig sind und sich nicht mit ihnen koordinieren. Wie lächerlich diese Anforderungen waren, zeigte das Colbert-Super-PAC des gleichnamigen TV-Satirikers.
Doch wer glaubt, solche politischen Unsitten gibt es nur auf der anderen Seite des Atlantiks, der darf sich mal die Story um das neue Blog von Peer Steinbrück anschauen. Dort bloggen »unabhängige« Unterstützer von Steinbrück, finanziert von anonymen »Unternehmerpersönlichkeiten«. Der einzige Unterschied zu einem Super-PAC ist, dass diese Gruppe Texte statt TV-Spots produziert.
Wenn man bedenkt, welches Skandalpotential diese intransparente, finanzielle Unterstützung des SPD-Kanzlerkandidaten hat, fällt es eigentlich kaum noch ins Gewicht, dass das Blog selbst wohl eher ein Faschingsscherz ist. Es ist nicht mal ein Blog. Was genau macht aus einer weiteren Webseite, auf der SPD-Jubelmeldungen stehen, so eine Revolution? Was für einen Unterschied macht es, ob die Meldung »Peer fordert zweites Duell – Merkel kneift« auf peerblog.de oder spd.de steht?
Der Begriff »Blog« kommt von »Weblog«, was ins Deutsche gerne mit »Internettagebuch« übersetzt wird. Was ein Blog ausmacht, ist, dass der Blogger seine eigenen Gedanken darin mit der Welt teilt. Die Idee von Politikerblogs – wie sie z.B. unzählige Piratenpolitiker betreiben und wie wir es hier auf der Webseite der Piratenpartei Bayern machen – ist eben, genau den Politiker selbst Texte und Kommentare verfassen zu lassen und nicht ein »Team« oder eine »Redaktion«. Wie kommt man nur auf die Schnappsidee, dass man das Netz für eine tolle direkte Kommunikation zwischen Politiker und Bürger nutzt, wenn besagter Politiker quasi nichts mit dem Blog zu tun hat?[1]
Das Peer Steinbrück seinen Namen für dieses Blog hergibt und dessen »Unabhängigkeit« auch noch aktiv unterstützt, ist ein Zeichen dafür, dass alte Parteien wie die SPD bis heute immer noch nicht verstanden haben, wie direkte Kommunikation über das Netz funktioniert. Stattdessen bauen sie in einem plumpen Versuch, echte Netzkommunikation zu imitieren, digitale Parteizeitungen. Aber es hilft nichts. Auch digitales Altpapier bleibt Altpapier.
tl;dr Steinbrücks Blog ist keine moderne Netzkommunikation. Es ist eine intransparente Werbeplattform wie ein US Super-PAC, nur dass sie Texte statt TV-Spots produziert. Mit moderner Kommunikation über das Netz hat das nichts zu tun.
[1]Selbiges gilt übrigens auch für Twitter-Accounts, Facebook-Seiten o.ä.
Foto: Jon S – CC-BY
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Andi Popp geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
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