Breitbandausbau in der Fläche als oberste Priorität der bayerischen Netzpolitik – so tönte es noch vor kurzem im CSU-Resolutionspapier „Bayern 3.0“. Ein ehrenwerter Ansatz! Endlich mal mehr als nur ein Datenstrohhalm auf jedem Hof, in jeder Gemeinde, flächendeckend, schnell und das auch noch bis 2018. Um das zu erreichen, gab’s gleich mal satte 500 Millionen Euro von der Staatsregierung in einem Förderprogramm als netten Auftakt in das Wahlkampfgeschrei.
So weit, so grundsätzlich unterstützenswert. Jetzt offenbart sich allerdings, warum man der FDP nur so weit vertrauen sollte, wie man sie schmeißen kann: nicht mal den Breitbandausbau in der Fläche kriegen sie hin. Wie Wirtschaftsminister Zeil laut SZ zähneknirschend offenbaren musste, lässt sich die kernige Marke von 2018 nicht halten.
In der Tat läuft die Versorgung mit schnellem Internet in den ländlichen Gemeinden so schleppend, dass Bayern zum modernen Tal der Ahnungs-, sprich Internetlosen zu werden droht. Schniekes Resolutionspapier der CSU hin oder her. Denn wenn man bei der Förderung von Gemeinden nicht Privathaushalte, Bildungsinstitute oder öffentliche Orte im Fokus hat, sondern vielmehr verlangt, man möge bitte mindestens fünf Unternehmen vorweisen, die auf schnelles Internet angewiesen sind, weiß man, woher der Wind weht.
Danke Herr Zeil für diesen wunderbaren Schaulauf kompletter Ignoranz. Begriffe wie digitale Teilhabe (auch an demokratischen Prozessen im Internet) scheinst Du nicht zu kennen – Hauptsache marktkonforme Demokratie, ne? Ach, weisste was? Komm doch einfach mal vorbei, Herr Zeil. Wir erklären ’s Dir gern. Und ansonsten klappts ja dann ab September mit dem Breitbandausbau. Wir sind ja schließlich die Nerdpartei: wir fordern ja schon seit Ewigkeiten, dass die Landjugend auch mit 50mbit/sek raubmordkopieren darf.
Symbolfoto Christian Allinger – CC-BY
Hinweis: Dieser Kommentar wurde von Tina Lorenz geschrieben und stellt nicht notwendigerweise die Meinung des ganzen Landesverbandes dar. Alle Mitglieder können Kommentare über das entsprechende Formular bei der SG Digitale Medien einreichen.
Geht es nicht eine Nummer kleiner? Wieso soll die digitale Teilhabe (auch an demokratischen Prozessen) nicht möglich sein über V.90-Modems, ISDN, GPRS/EDGE oder UMTS? Wieso sollte Bayern zum Berg der Ahnungslosen werden? Nur weil schnelles Internet (Ab wann? 6 MBit? 16 MBit? 50 MBit?) nicht flächendeckend verfügbar ist? Das über langsame Verbindungen kein Video-/Audio-Streaming geht und Downloads ewig dauern ist klar. Aber Informationen bekommt man auch durch langsame Leitungen. Soziale Netze gehen, Emails gehen, Blogs lesen und schreiben geht. Insgesamt alles, was textbasiert läuft.
Ich behaupte damit nicht, dass der aktuelle Zustand in Ordnung ist, aber ich stoße mich an der dramatisierenden Formulierung.
UMTS? GPRS? Handyempfang?
All sowas gibt es bei mir am Land auch nicht!
Mit Modem/ISDN ist es einfach nicht bezahlbar. Günstige Flats gibt es da schon seit Jahren nicht mehr