Nachdem ich meinen Blog hier in letzter Zeit nur als Nachrichtenmultiplikator mit bissigem Unterton benutzt habe, hier mal wieder ein kleines Gedankenspiel, inspiriert durch die Aussage von IFPI-Chef John Kennedy vor dem Stockholmer Gericht.
Kennedy führt in seiner Aussage an, wie extrem wichtig die erste Woche nach Erscheinen für eine Platte ist. Es steckt viel Marketingarbeit darin eine Platte genau zum richtigen Zeitpunkt mit einem großen Knall der Öffentlichkeit zu präsentieren. Natürlich meint er nicht Marketing (das produzieren, was die Leute kaufen wollen) sondern Absatzwirtschaft (die Leute dazu bringen das zu kaufen, was man produziert). Aber gut, auch letztere hat ihre Existenzberechtigung und wenn eine gute Promokampagne ausschlaggebend für den Erfolg einer Platte ist, dann lohnt es sich sicher darin zu investieren.
Wären da nicht die bösen Filesharer. Die machen einem da nun nämlich einen Strich durch die Rechnung. Und The Pirate Bay ist der wichtigste Erfüllungsgehilfe, denn dort stehen ja schon Wochen vor Release die Platten zum Download.
Nun das Gericht sah das schon anders. Die wichtige Schlüsselrolle die man für Beihilfe erfüllen muss, erfüllt Pirate Bay nicht. Statt dessen, so sage ich, gibt es einen anderen der diese Rolle bestens erfüllt, nämlich die Musikindustrie selbst.
Vor der Veröffentlichung, haben sie noch die Kontrolle über „ihren“ Content. Warum ging sie verloren? Wie kommt es dazu, dass solcher Content seinen Weg in die Öffentlichkeit findet? Es sind Angestellte und Partner der Musikindustrie. Ein Prozess in Frankreich offenbarte letztens, dass es bei der Filmindustrie total üblich ist, dass sich die Angestellten Kopien von Filmen mit nach Hause nehmen, fast so wie ein Angestellter in einer Gebäckfabrik ab und an einen Butterkeks nascht. Nicht anders wird es bei der Musikindustrie sein. Doch hier, wo sie tatsächlich die Karten in der Hand haben etwas dagegen zu unternehmen hat, passiert nichts. Mitarbeiter müssen vertrauenswürdig sein und wenn doch etwas passiert, muss man versuchen undichte Stellen zu finden und bei Vorabversionen für die Presse kann man auch mit digitalen Wasserzeichen arbeiten. Ich halte nichts davon, aber niemand könnte es verbieten.
Würden andere Unternehmen so schlampig mit ihren Daten umgehen, würden Automobilhersteller z.B. die Informationen über ihre neuen Modelle schon vor Verkaufsstart durchsickern lassen, dann würden dort Köpfe rollen. Bei der Musikindustrie sucht man lieber nach einfach Sündenböcken, wie Torrent-Webseiten, anstatt mal vor der eigenen Haustür zu kehren.
Hinweis: Blogeinträge spiegeln lediglich die Meinung des Verfassers wieder und sind nicht zwingend Meinung der Piratenpartei.
… der nächste Spitzelskandal kommt aus der ‚Content‘-Industrie.
Nicht solang man dieses fadenscheinige Argument gegen die Filesharer braucht 😉