Was ist der europäische Datenschutztag?
Der europäische Datenschutztag wurde 2006 auf Initiative des Europarats ins Leben gerufen und wird seit 2007 jährlich begangen. Das Datum wurde gewählt, weil 1981 die Europaratskonvention 108 zum Datenschutz unterzeichnet wurde. Die jeweiligen Staaten verpflichten sich damit, die Rechte und Grundfreiheiten bei der automatisierten Datenverarbeitung zu gewährleisten – besonders im Persönlichkeitsbereich.
Warum sollte mich dieser Tag interessieren?
Meine Daten sind mein Eigentum und sie sollen das bleiben. Heutzutage ist es ungeheuer schwer, zu kontrollieren, wer Daten von mir hat und wofür sie genutzt werden. Noch das Harmloseste sind die Daten, die im Internet von Unternehmen abgegriffen werden, die „personalisierte Werbung“ und eine „personalisierte Nutzererfahrung“ anbieten möchten. Hier wird analysiert, wofür sich der Nutzer interessiert und vor allem, worauf er reagiert. Wenn ich zum Beispiel auf facebook Interesse an einer bestimmten politischen Richtung zeige, wird facebook mir immer mehr aus dieser Richtung zeigen, um mich möglichst lange auf diesem sozialen Netzwerk zu halten. Je länger ich dort bin, desto mehr Werbung kann man mir zeigen – und diese Werbung wird selbstverständlich auch aufgrund meines Surfverhaltens auf mich persönlich zugeschnitten.
So wird meine Möglichkeit, mich zu informieren, massiv eingeschränkt, denn ich bekomme möglichst immer meine Meinung angezeigt und Menschen, die mit mir einer Meinung sind. Im Extremfall kann das dazu führen, dass ich denke, dass meine Meinung fundiert sei, obwohl sie das gar nicht ist, weil facebook die dort vorhandenen Beiträge nicht auf sachliche Richtigkeit prüft, sondern nur auf Richtung. Ich kann also einem großen Irrtum, der sogar schädlich für mich sein kann, aufsitzen, nur weil facebook möchte, dass ich möglichst viel Zeit dort verbringe.
Was die Werbung anbelangt, so bekomme ich umso mehr Werbung zu sehen, je mehr der Werbetreibende an das soziale Netzwerk zahlt – in letzter Zeit bekomme ich beispielsweise auf X (früher mal Twitter) unfassbar viel Werbung von temu zu sehen – weil ich ja auch im Internet bestelle.
Das gilt für alle kommerziellen sozialen Netzwerke. Sie finanzieren sich durch Werbung und dadurch auch bis zu einem gewissen Grad durch Desinformation.
Dann gibt es da beispielsweise die elektronische Patientenakte (ePA). Hier werden Daten gesammelt und auch ausgewertet. Herr Lauterbach sagt, das System sei sicher – aber wie sicher kann so ein System überhaupt sein? Auf dem letzten Kongress des Chaos Computer Clubs gab es einen Vortrag, der mich persönlich sehr ins Nachdenken gebracht hat.
Auch der Artikel auf netzpolitik.org, dem zu entnehmen ist, inwieweit Gesundheitsdaten von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei der Polizei gespeichert und natürlich auch genutzt werden, hat mich bezüglich meiner Daten nicht ruhiger gemacht. Das kann natürlich gut sein, wenn die Polizisten, die diese Daten nutzen, richtig damit umgehen, klar. Wenn es ihnen an der entsprechenden Ausbildung fehlt, ist es vielleicht doch eher ungünstig, wenn sie wissen, dass jemand psychotisch ist.
Einwohnermeldeämter geben Daten weiter – auch an Leute, die damit Geld verdienen. Die können einen dann direkt anschreiben und damit den „Keine Werbung“-Aufkleber auf dem Briefkasten unterlaufen. Es gibt die Möglichkeit, dem zu widersprechen, bei der Verbraucherzentrale gibt es einen Musterbrief
Was kann ich tun, um meine Daten zu schützen?
In sozialen Netzwerken hilft es ein wenig, sehr paranoide Datenschutzeinstellungen vorzunehmen. Aber machen wir uns nichts vor: Die Währung, in der wir dort bezahlen, sind unsere Daten. Wenn wir einen kostenpflichtigen Account haben, dann werden sicher weniger Daten genutzt – aber genutzt werden sie mit ziemlicher Sicherheit immer.
Was mich anbelangt: Da war vermutlich schon um das Jahr 2000 herum so ziemlich alles zu spät. Heute versuche ich, die Spuren, die ich hinterlasse, gering zu halten, indem ich tatsächlich Adblocker benutze und auch Tracking so gut es eben geht unterbinde. Da gibt es gute Add-ons für Browser, die man ganz ordentlich nutzen kann – je nachdem, welchen Browser man denn so nutzt.
Für Leute, die keine Nerds sind und von ihrem Computer und ihrem Mobiltelefon eingentlich nur möchten, dass sie klaglos funktionieren, wird es keine hundertprozentig sichere Lösung geben, gerade bei Smartphones ist man sehr darauf angewiesen, dass die Lösungen, die Hersteller und Softwareprovider anbieten (und teilweise vorinstallieren), halbwegs tun, was sie sollen.
Also: Schaut euch genau an, was ihr benutzt, wo die Geräte und die Software herkommen und versucht nach Möglichkeit auch, herauszufinden, wo die Server stehen, auf denen euere Daten gespeichert werden. Wenn das ein Land ist, in dem Datenschutz nicht wirklich existiert, dann verzichtet lieber auf den Einkauf im Shop, den Post im sozialen Netzwerk oder die Nutzung des kostenlosen Angebots.
Links und Quellen
Netzpolitik.org: https://netzpolitik.org/2025/psychische-erkrankungen-polizeiliche-erfassung-bringt-stigmatisierung-statt-schutz/
Musterbrief Widerspruch gegen die Datenweitergabe durch Meldebehörde: https://www.verbraucherzentrale.de/sites/default/files/2018-04/Widerspruch%20gegen%20die%20Datenweitergabe%20durch%20die%20Meldebeh%C3%B6rde_1.pdf
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